Deutsche Telekom: Falsche Kennzahlen auf den Börsenzetteln
Kennzahlen-Tohuwabohu
Wie wir mehrfach berichteten , ist der Geschäftsbericht 2007 der Deutschen Telekom in bezug auf die realwirtschaftlichen Kennzahlen des Unternehmens, wie z.B. Gewinn bzw. Konzernüberschuss, alles andere als transparent: Sie werden nur nebenbei erwähnt. So erscheint es fast folgerichtig, dass auch in den einschlägigen Presseveröffentlichungen bzw. Börseninformationssystemen wichtige Kennzahlen für die Telekom-Aktie , wie insbesondere das Kurs-Gewinn-Verhältnis, KGV, falsch oder irreführend wiedergegeben werden . Dabei gilt
KGV = Kurs / Ergebnis pro Aktie
Das Ergebnis pro Aktie der Deutschen Telekom AG für 2007 ist 0,13 € . Bei einem Jahresendkurs von 15,02 € ergibt das einen Wert von KGV = 115,5. Zum aktuelleren Kurs von ca. 11 € liegt das KGV auf der Basis des 2007er Gewinns bei ca. KGV = 11/0,13 = 85 .
Was aber wird in der Wirtschaftspresse und (Bank-)
Informationssystemen aufgrund welcher Datenquellen auch immer
berichtet?
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Die
FAZ
listet ein KGV
(2008) = 16 bei einem angeblichen Gewinn 2007 von 0,62 €. Letzteres ist
eindeutig falsch. Der Gewinn 2007 sind nur 0,13€ je Aktie. Für 2008
(2009) wird gar ein Gewinn von 0,70 € (0,78 €) geschätzt und ein KGV
von 16 (14,3). 0,78 € je Aktie ist jedoch die geplante Höhe der
Dividende 2007. Wie die Schätzungen auf der Grundlage einer schon
falschen Gewinnzahl 2007 richtig sein sollen, bleibt mehr als
rätselhaft.
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Die
Financial Times Deutschland
listet zwar kein KGV für
2007, aber für 2009 ein geschätztes KGV von 11,1 . Beim gegenwärtigen
Kurs von 11€ würde das einen Gewinn von 1 € pro Aktie bedeuten. Wo
diese Schätzung herkommt? Mit dem Geschäftsbericht 2007 und
nachfolgenden öffentlichen Investoreninformationen hat sie jedenfalls
anscheinend nichts zu tun, es sei denn, die hier mehrfach kritisierte
mißverständliche Finanzberichterstattung der Deutschen Telekom AG wäre
in der Tat auch von Finanzjournalisten mißverstanden worden.
Zufall?
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Bei der Commerzbank-Tochter
comdirekt
, auf die die Commerzbank
für frei zugängliche Börseninformationen verweist,
und bei der
Dresdner Bank
finden sich ebenfalls falsche
bzw. irreführende KGVs in ähnlicher Größenordnung: Die Comdirekt gibt
ein KGV von 14,39 ("e" vielleicht für "estimate 2008"). Ebenso die
Dresdner Bank mit einer Gewinnschätzung von 0,78 € je Aktie und einem
KGV (2008) von 14,22 . Auch diese beiden erwähnen mit keinem Wort das
tatsächliche 2007 KGV (115,5) und den Gewinn (0,13 € je Aktie).
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Das Internet-Finanzportal
Finanzen.net
berichtet als
einzige der hier vorgestellten Quellen das real festgestellte KGV der
Telekom (2007) von 115,5 unmißverständlich und korrekt. Die Schätzungen
der anderen lassen sich anhand des von der Telekom öffentlich
vorgelegten Materials nicht begründen, ganz im
Gegenteil
!
Falsche Wertpapierhandelsinformationen sind international mit Strafe bedroht
Nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland sind
irreführende und
falsche
Informationen, die den Wertpapierhandel beeinflussen,
mit bis zu fünf
Jahren Freiheitsstrafe strafbar
und können außerdem zu hohen
Schadenersatzforderungen führen.
Freilich ist auch hier wieder problematisch, dass die deutsche Finanzaufsicht BAFIN wiederum wie bei der IKB von den für die Finanzaufsicht zuständigen Mitarbeitern des Bundesfinanzministeriums beaufsichtigt wird, deren Chef, hier Staatssekretär Dr. Thomas Mirow, im Aufsichtsrat der Deutschen Telekom AG sitzt. Es ist im wirtschaftlichen Interesse des Bundesfinanzministers, dass ein möglichst hoher Aktienkurs erzielt wird. Um jeden Preis?
Siehe auch: Bilanz der Plünderer.
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