Telekom deaktiviert innovative Dienste

Wichtige innovative Dienste stellt die Deutsche Telekom AG ihren Festnetzkunden nicht mehr zur Verfügung, bzw. Neukunden können sie nicht mehr nutzen. Betroffen sind der Parallelruf, und die Nutzung von VOIP-Nummern.

Parallelruf abgeschaltet

Wie xonio.com berichtet, hat die Telekom das bei vielen Kunden beliebte feature "Parallelruf" sogar im Bestand gekündigt. Beim Parallelruf geht es darum, dass sowohl Festnetz als auch Handy gleichzeitig klingeln, wo zuerst abgenommen wird, dort wird der Anruf bedient. Dieses Leistungsmerkmal bringt also durch zusätzliche Umleitungsgebühren vom Festnetz zum Handy Geld in die Kasse. Völlig unverständlich dessen Abschaltung.

Weitere Hintergründe bei xonio.com

VOIP Rufnummern nicht mehr einrichtbar

Auch Neukunden der Deutschen Telekom im Flatrate-Tarif können keine eigenen VOIP-Nummern mehr einrichten. Die entsprechenden Funktionen im Kundenmenue sind schlicht deaktiviert worden. Da in Kombination mit entsprechenden computergestützten TK-Anlagen mit VOIP-Nummern viele attraktive Dienste möglich sind, schneidet sich die Telekom mit dieser Maßnahme nicht nur innovative Zukunftsentwicklungen und damit künftige eigene Gebühreneinnahmen ab. Auch in der Gegenwart dürften Gebührenausfälle entstehen. Vermutlich stehen dem minimale Kosteneinsparungen gegenüber, denn die Einrichtung einer VOIP-Rufnummer ist kaum mehr als ein Eintrag in einer Datenbank.

Kurzsichtiges Kostenkloppen?

Hintergrund beider Aktionen ist vermutlich ein nicht unternehmerisch angelegtes Sparprogramm - ein ähnlich kurzsichtiges, nicht nachhaltiges Denken, wie es seit Jahren bei den Streckenstillegungen der Deutschen Bahn praktiziert wird. Für den Kunden ist die Gesamtleistung des Systems Telekom oder Bahn entscheidend. Bei der Bahn ist es die Frage, komme ich noch mit dem System von A nach B, oder fahre eben mit dem Auto. Bei der Telekom wird ebenfalls der Gesamtumsatz beeinträchtigt. Denn weicht der Kunde z.B. bei den VOIP Nummern auf andere Anbieter aus, kann die Telekom an Terminierungs-, Auslands- oder Mobilfunkgebühren aus dem VOIP-Geschäft nichts mehr verdienen. Kurzfristige Kosteneinsparungen durch Wegfall von Möglichkeiten für den Kunden bedingen also oft in Wirklichkeit eine überproportionale Senkung der Gesamtverdienstmöglichkeiten für das Unternehmen. D.h., dem Wegfall der Kosten an der einen Stelle entspricht ein meist nicht kostenrechnungsmäßig zugeordneter, mutmasslich wesentlich höherer Verdienstausfall im Gesamtsystem bei geringerem Kundnennutzen und somit geringerer Kundenzufriedenheit. Dies ist für Unternehmen und Kunden gleichermassen schade. Für Vorstände freilich eine Frage der intellektuellen Leistungsfähigkeit - aber vielleicht haben sie den Schuß immer noch nicht gehört und sind statt mit dem Kundennutzen und der Realwirtschaft immer noch zu sehr mit ihrer Vergütung oder gar Spekulationsgeschäften an Finanzderivatemärkten beschäftigt.



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