Obermann gießt Öl ins Feuer [update]
Mit solchen offensichtlich unbedarften Äußerungen heizt er den
Konflikt zwischen Zentrale und Fläche innerhalb der Deutschen Telekom
AG weiter massiv an.
Denn schon seit den Zeiten der Deutschen
Bundespost war die Empfindung in der Fläche, das Postministerium, dann
die Generaldirektion und jetzt die heutige Zentrale übe in erster Linie
Macht aus, trage aber wenig zur Wertschöpfung bei. Es ist daher mit
einer massiven Eskalation zu rechnen.
Aus Kundensicht bedeutet dies zugleich einen weiteren Rückzug der Telekom vom Kunden, wie das Beispiel des Bürgervereins Forstwald stellvertretend für viele zeigt.
Local Hero statt Global Player
Noch viel unbedarfter ist Obermann allerdings im Hinblick auf globale Entwicklungen des Internets: Es sei "bedauerlich", dass das Internet durch US-Konzerne wie Yahoo, Google, Microsoft und andere dominiert werde. Jetzt stehe man vor einem asiatischen Zeitalter...
Anscheinend hat er überhaupt nicht begriffen, dass er daran ganz erhebliche Mitverantwortung trägt: Der Voicestream Deal, bei dem 34 Milliarden Euro für die künftige T-Mobile USA zu Lasten der T-Aktionäre ausgegeben wurden - damals ein kleines Startup-Unternehmen - hat zusammen mit der UMTS-Auktion (15 Milliarden Euro) allein der Deutschen Telekom zusammen fast 50 Milliarden Euro an eigenen Möglichkeiten entzogen. Mit diesem Geld hätten ganz viele Googles und noch viel mehr auch in Europa entstehen können. Und T-Systems lagert unter seinem Vorsitz der Telekom aktuell seine Entwicklung zu Cognizant nach Indien aus, statt neue Produkte im technologischen Zusammenwachsen von Mobilfunk, Festnetz und Internet vor Ort zu kreieren.
Versagen der Politik - als Aufsicht wie als Regulierer
Hauptschuldiger freilich ist der Großaktionär Bund, der als
aktienrechtlich faktisch beherrschender Konzern die Auswahl des
Top-Managements massgeblich verantwortet. Ausserdem hat der Bund durch
die UMTS-Auktion der hiesigen Telekommunikations- und Internetbranche
noch weitere 35 Milliarden Euro (neben den 15 Milliarden von der
Telekom) entzogen.
Der Gesamtschaden zweckentfremdeter Gelder aus
dieser nicht erschöpfenden Auflistung beläuft sich auf also auf
atemberaubende 84 Milliarden Euro, die z.B. für die europäischen
Googles und Yahoos dieser Welt fehlen. Im übrigen pumpt die Deutsche
Telekom AG auch heute noch Milliardenbeträge in die USA, ohne dass
etwas über echte Gewinne bekannt geworden wäre. Im Geschäftsbericht
finden sich nur Umsätze, oder "Gewinne vor Steuern, Zinsen und
Abschreibungen" (EBITDA), von denen kein Leser weiß, was das für die
echten Gewinne bedeutet.
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