Alarmzeichen

Die erste bundesweite Großstörung des Telefonnetzes nach Jahrzehnten der Stabilität - von von Baggern versehentlich durchtrennten Kabeln einmal abgesehen - läßt nichts Gutes ahnen. Das <a title="Lean Brain Management" href="http://www.t-blog.de/blog/lean-brain-management">Lean brain management</a> des Vorstands der Deutschen Telekom scheint in der Technik des deutschen Festnetzes angekommen.

lean brainSeit der Einleitung der Privatisierung der Deutschen Bundespost war technische Intelligenz immer weniger gefragt. Die Techniker hatten einfach dafür zu sorgen, dass "es" funktioniert. Und es gab sie ja im Überfluss. Irgendeiner würde die Probleme schon richten, egal, wie gross das Chaos in der Organisation. Und wegen der Lösungsorientiertheit und Teamfähigkeit der Techniker waren sie ja auch weiter brav, selbst wenn man ihnen Macht und Geld wegnahm, da die Stunde der Betriebswirte gekommen war. Dass diese meist schon mit einfachen technischen Problemen hoffnungslos überfordert waren, spielte dabei keine Rolle.

Mit dem Ausscheiden von Gerd Tenzer gab es von 2002 bis 2006 noch nicht einmal mehr einen Techniker im Vorstand. Seit 2006 gibt es Hamid Akhavan, aber der ist vor allem für Mobilfunk zuständig. Außerdem spricht er kein oder wenig Deutsch. Die Techniker an der Basis werden an die Lieferanten verkauft. Statt sich mit Venture Capital um den Aufbau eines Technologie-Ökosystems in Deutschland zu kümmern, dass neue Startups und neues Personal hervorbringt, investiert man lieber in Startups in Israel. Wer also soll sich jetzt um die Technik des deutschen Festnetzes kümmern, in einer Zeit des Technologiewandels, wo alles neu aufgebaut werden muß?

Anscheinend reicht es nicht, das Land moralisch zugrunde zu richten. Jetzt ist auch noch die Technik dran. Die Folgen für die deutsche Wirtschaft, wenn dieses Szenario eintritt, werden katastrophal sein.

[update 31.10.2007] Mit dem Bericht des Manager Magazin hat sich unsere Vermutung bestätigt. Eine neu eingespielte, fehlerhafte Software in der Vermittlungsstelle war für die Störung verantwortlich. Früher wurden neue Softwareversionen oder neue Hardware-Elemente von der Deutschen Telekom auf Herz und Nieren getestet, bevor sie in den Wirkbetrieb gehen durften. Durch das vollständige Outsourcing der technischen Kompetenzen an Lieferanten - die sich damit selbst kontrollieren - ist dies nicht mehr möglich. Solche Entscheidungen können nur Manager treffen, die absolut nichts von Technik verstehen.

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