Eine Viertelbillion Schulden - das Erbe des Dr. Z.
Zuvor blieb jedoch noch eine Staatsanwältin auf der Strecke. Weitere Ermittlungen gibt es wegen der Bespitzelungsaffaire bei der Telekom, deren Aufsichtsrat er vorsaß. Doch:
Was war wirklich seine Managementleistung?
Wer den jüngsten Konzernabschluß der Deutschen Post AG in die Hand nimmt, kann sich eines Anflugs von Gruseln nicht erwehren: Denn während die FAZ davon berichtet, dass sich Klaus Zumwinkel alias "Dr. Z" 20 Millionen Pensionsanspruch (betriebliche Altersvorsorge) auf einen Schlag hat auszahlen lassen, und für zwei Monate Tätigkeit noch eine Dreiviertelmillion Gehalt, finden sich im Geschäftsbericht alarmierende Zahlen, die die Zahlungen an Zumwinkel womöglich als "Peanuts" erscheinen lassen.
232 Milliarden Euro zu verscherbeln?
194 Milliarden Euro an Vermögenswerten, Forderungen und Wertpapiere aus Finanzdienstleistungen aus dem Jahr 2007 haben sich im Jahr 2008 auf 0 reduziert. Statt dessen tauchen plötzlich 232 Milliarden Euro (gegenüber nur etwas mehr als einer halben Milliarde in 2007) "zur Veräußerung gehaltene Vermögenswerte" auf, um die Bilanz ausgleichen zu können. Wenn man der Bilanz (Geschäftsbericht S. 128) Glauben schenkt, würde also fast das gesamte Vermögen der Deutschen Post AG zur Veräußerung anstehen. Tatsächlich ist es ein Buchhaltungstrick: Sofort zur Veräußerung anstehende Vermögenswerte - die Wertpapiere aus Finanzdienstleistungen - brauchen nicht abgeschrieben zu werden - so erklärt es der Geschäftsbericht. Wären es nicht hunderte Milliarden Euro und wäre es nicht die Post, sondern ein kleiner Mittelständler, womöglich säßen die Verantwortlichen schon wegen Insolvenzverschleppung in Haft. So scheint es ein Buchungstrick, der das bisher verhindert.
Wie man anhand der Geschäftsberichte (Konzern) der letzten Jahre verfolgen kann, ist dies das traurige Erbe des Dr. Z. Der stetige Niedergang der Deutschen Post AG läßt sich anhand der nachfolgenden Graphiken verfolgen.
Während die Schulden auf eine Viertelbillion Euro anstiegen, sank die Eigenkapitalrendite stetig bis auf fast -10%. All das trotz jahrelangem gesetzlichem und jetzt faktisch fortbestehendem Briefmonopol der Deutschen Post AG. Wo sind die Milliarden geblieben? Sie stecken offenbar, soweit sie noch vorhanden waren, in Wertpapieren, die man sich derzeit nicht abzuschreiben getraut. Der Rest des soliden Vermögens hingegen, wie die zum Teil in erstklassigen Lagen befindlichen Post-Immobilien, wurde zuletzt an Lonestar verkauft. Alles im Geschäftsbericht nachzulesen - freilich ab Seite 102.
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Hintergrundbericht über "Dr.Z." auf Stern.de vom 2.3.2008: "Das Gesetz bin ich"
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