Der ideale Aufsichtsratsvorsitzende für die Telekom

Erstaunliche Erkenntnisse des Berliner Tagesspiegel und Schlußfolgerungen daraus.

Die Kandidaten

mykopfWährend die Financial Times Deutschland schon den bald altershalber aus seinem Amt scheidenden Henkel Chef Ulrich Lehner als Aufsichtsratsvorsitzenden der Deutschen Telekom AG sieht, sind beim Tagesspiegel auch noch Commerzbank-Chef Klaus-Peter Müller und Linde-Chef Wolfgang Reitzle im Rennen. Noch viel bemerkenswerter allerdings, dass sich die berufenen Kreise sogar auf eine vernünftige Anforderungsdefinition für den Posten geeinigt hatten:

Ursprünglich sollte der neue Aufsichtsratsvorsitzende der Telekom drei Kriterien erfüllen. „Erstens muss er eine Technologieaffinität besitzen, zweitens unternehmerischen Erfolg nachweisen und ein Gegenpol zu Telekom-Chef René Obermann sein“, hieß es. Davon kann bei Reitzle keine Rede sein: Der Linde-Chef und der Telekom-Vorstandsvorsitzende Obermann verstehen sich gut.

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Bislang stand auf der Liste der Kandidaten für den Posten des Chefkontrolleurs auch Commerzbank-Chef Klaus-Peter Müller, der im Mai seinen Vorstandsposten aufgibt. „Sein Nachteil ist, dass er als Banker keine Ahnung von der Materie bei der Telekom hat“, sagte ein Beteiligter.

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Im Rennen war bislang auch Henkel-Chef Ulrich Lehner. Lehner scheidet Mitte April aus seinem Amt bei dem Markenartikelkonzern aus. Doch auch er hat Nachteile. „Der sitzt in so vielen Aufsichtsräten, dass er für die Telekom eigentlich zu wenig Zeit hat“, hieß es in Aufsichtsratskreisen. Lehner gehört den Kontrollgremien von Porsche, Thyssen-Krupp, Eon und Novartis an. Außerdem ist er Chef des Verbandes der chemischen Industrie (VCI).

Aber halt mal... wir haben Technologieaffinität.... wir können jedenfalls unternehmerischen Erfolg insofern nachweisen, als wir vor zweistellig milliardenschweren Fehlentscheidungen gemeinsam mit anderen rechtzeitig gewarnt haben...  und wir sind ein Gegenpol zu Telekom-Chef René Obermann... schon weil wir wissen, was der Unterschied zwischen Telefonnummer und IP-Adresse,  aber auch was der Unterschied von Gewinn und EBITDA ist.

Warum fragt uns keiner?

Ganz einfach... wir fälschen keine Bilanzen, wir unterrichten nicht mit falschem Doktortitel Adventure Capital an der "Elite" European Business School Reichhardtshausen, wo es keiner merkt, und wir sind nicht opportunistisch bis zum Erbrechen. Auch sind wir noch nicht pensionsreif und kennen Ver.di genauer, als uns lieb ist. Anders als man es Telekom-Aufsichtsrätin und KfW-Chefin Matthäus-Meier nachsagt, können wir auch 400seitige englischsprachige Verträge lesen und einigermassen verstehen - wenn es sein muss. Dummerweise haben wir auch keine eigene Stiftung in Liechtenstein oder auf den Cayman Islands.

Schade eigentlich.

Naja, vielleicht macht ja Banker Müller das Rennen. Der kann dann wenigstens raffinierte Finanzmanipulationen erkennen... wenn man ihn läßt.

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