Erstaunlich naiv

Während sich sein potenzieller Nachfolger schon warmläuft, tappt Rene Obermann naiv in die nächste Falle und fühlt sich stark dabei.

Offenbar hat der Vorstand der Deutschen Telekom AG nichts von den Auseinandersetzungen um T-Service gelernt. Denn dort hat er zwar öffentlichkeitswirksam der Gewerkschaft eine Harke gezeigt, bei genauem Hinsehen entpuppt sich jedoch das vorläufige Ende des Konflikts als ziemliche Niederlage. Denn tatsächlich wird durch Besitzstandsregelungen kaum weniger Geld gezahlt, und die bereits durch zahllose Umorganisationen heruntergekommene Unternehmenskultur dürfte jetzt fast auf dem Nullpunkt angekommen sein - kaum möglich, so Qualität zu erzeugen. Denn jede intelligente und wirksame Form von Qualitätsmanagement weiß, dass die sogenannten "Enabler", also die Mitarbeiter und Führungskräfte und ihr vertrauensvoller Umgang miteinander entscheidend für ein nachhaltig profitables Unternehmen sind. Wenn Angst und Klassenkampfparolen, egal ob von oben oder unten, regieren, gehen Qualität und nachhaltige Profitabilität gegen Null.

Es ist daher nicht unwahrscheinlich, dass auch Obermann vor allem vom Großaktionär Bund, der so vieles zu verbergen hat und folgerichtig dem Management auch nicht zu Hilfe kommt, als Kanonenfutter mißbraucht wird: Mit Gewalt soll die Telekom "profitabel" gemacht und so weiterhin von den fundamentalen Problemen des Unternehmens, für die Politik und Bundesfinanzministerium verantwortlich sind, abgelenkt werden. Der nächste Kandidat läuft sich schon warm, um danach wie Phoenix aus der Asche alles wiederauferstehen zu lassen (und natürlich den Aktienkurs nach oben zu treiben).

Armer Rene. Welch eine häßliche Welt. Da hilft auch der goldene Käfig nicht. Aber da Du den goldenen Ring der Macht so feste umklammerst, kannst Du nicht erkennen, dass er Dich ins Verderben stürzen wird.

Inhaltspezifische Aktionen