Parasitäre Geschäfte
Sowohl die Übernahme von Immobilienscout (360 Millionen €) als auch die Übernahme von Suncom Wireless (1,15 Milliarden €) im US-Markt, dem angeblichen Wachstums- und Ergebnismotor der Deutschen Telekom (letzteres darf aus der Sicht eines Total Shareholder Return bezweifelt werden) sind zwei Ausprägungen des gleichen Phänomens: Man möchte von Ideen und Arbeit anderer profitieren, weil man selbst keine Ideen hat.
So ist es kein Zufall, dass das Management, die Gründer von Immobilienscout, lt. Insidern über die Übernahme durch die Telekom alles andere als glücklich ist. Sie wissen, dass ihre Ideen und Kreativität, die Immobilienscout zu einem Unternehmenswert von 540 Millionen gebracht haben, jetzt nicht mehr gefragt sein werden. Diese Menschen haben mit im Grunde einfachen Mitteln und viel Arbeit - ein Internet-Portal ist ja kein Hexenwerk - eine enorme Wertschöpfung vollbracht und sind traurig darüber, dass das nun nicht mehr möglich sein wird. Man wird sie bald mit neuen Ideen am Markt erleben.
Auf dem US Mobilfunkmarkt hingegen profitiert der Vorstand bis heute von den enormen, einstmals bei T-Mobil und ihren Vorgängerorganisationen erbrachten Aufbau- und Pionierleistungen im Digitalen Mobilfunk, weil die USA lange Zeit ein Entwicklungsland für Digitale Mobilfunktechnik war. Die Aufbaupioniere in Deutschland, die diese Leistung möglich gemacht haben, sind jedoch im Management überwiegend schon lange von Bord gegangen und von visionslosen Ellebogentypen ersetzt worden. Diese beherrschen nichts als die Kunst, von fremden Ideen möglichst reich zu werden. Klar, dass damit auch die konsequente Ausschaltung potenzieller interner Konkurrenz einhergeht. Deshalb kann sich auch keine nachfolgende Generation Kreativer etablieren. Gleichzeitig ist jedoch auch klar, dass ein solches parasitäres Geschäftsmodell auf Dauer nicht funktionieren kann, weil es keine echte Wertschöpfung darstellt. Das Ersetzen eigener Wertschöpfung durch sinnlosen Sparen wird ebenfalls nicht auf Dauer möglich sein. Für diese Menschen spielt das aber keine Rolle, weil sie den Wirtskörper, den sie aussaugen, dann schon lange verlassen haben werden. Ob dieser sich davon wieder erholen kann, steht dahin.
Aber man soll ja positiv denken. Wie schön ist es doch, dass jetzt die Vorstandsmitglieder auch in der Karibik im eigenen Netz privat umsonst mobil telefonieren können! Dieser Vorteil ist allemal 1,15 Milliarden Euro fremdes Geld wert.
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