Peer die größte Heuschrecke

Mit seinem Freibrief für den Vorstand der Deutschen Telekom AG in Sachen Schließung zahlreicher Call Center des Unternehmens hat Peer Steinbrück gleich dreierlei bewiesen: In guter Tradition des Mehrpensionsklägers und Amtsvorgängers Hans Eichel bleibt der Finanzminister die größte Heuschrecke der Republik, wobei es auf Rechtsstaatlichkeit wieder einmal nicht ankommt. Und Willy Brandt dürfte sich ob seiner Enkel einmal mehr im Grabe umdrehen.

Denn wie das Manager-Magazin berichtet hatte, unterstützt Steinbrück (SPD) die Position des Vorstands der Deutschen Telekom AG.

Nun mag man sich darüber streiten, ob die Deutsche Telekom AG noch zu viel Personal an Bord hat. Sicher ist aber:

  • Ein ideenloses, den Herausforderungen nicht gewachsenes und ausschließlich am eigenen Profit interessiertes egoistisches Management hat immer zu viel Personal an Bord, denn es ist nicht in der Lage, neue Geschäftsfelder zu erschließen und wertschöpfende Innovationen voranzutreiben. Es kann also nur durch Kaputtsparen überhaupt noch zusätzliche Reserven mobilisieren, die aber auf Kosten der Zukunft gehen. Deshalb wäre es die Aufgabe des das Unternehmen aktienrechtlich beherrschenden Haupteigentümers Bund, dafür zu sorgen, dass statt dessen dieses Management von Bord geht. Am besten gehen dann Peer Steinbrück und Jörg Asmussen gleich mit, denn sonst wird es auch mit der neuen Management-Auswahl wieder einmal nix.
  • Die Schließung der Call Center erfolgt, um Kündigungsschutzvereinbarungen mit der Gewerkschaft dadurch zu unterlaufen, dass man Halbtagskräften und mäßig bezahlten Mitarbeitern für sie unzumutbare Arbeitsplätze in weiter Ferne anbietet. Sozusagen Mobbing im großen Stil. Eine solche Vorgehensweise hat mit Rechtsstaatlichkeit, die das Grundgesetz in besonderer Weise staatlichem Handeln als Verpflichtung auferlegt, nicht das geringste zu tun. Dabei wäre es objektiv die billigste Variante, die in Frage stehenden Personen von zu Hause arbeiten zu lassen, wie wir in der "Call-Center-Lüge" belegt haben. Aber offensichtlich geht es nicht um Kosteneinsparen durch bessere Arbeitsorganisation, sondern durch Herausmobben von Personal.
  • Der mangelnde Respekt vor dem Recht ist eine unselige Tradition des Eichelschen Finanzministeriums, die sogar schon in der juristischen Fachliteratur heftig kritisiert wird. Dabei gilt auch für Geschäfte aller Art: Auf Dauer sind sie nur auf der Grundlage von Vertrauen möglich. Diese Grundlage schafft das Recht. Wer das nicht kapiert, hat in einem Öffentlichen Amt nichts zu suchen.
  • Es ist Zeit zum Großreinemachen im Finanzministerium. Frau Merkel sollte sich nicht länger vor den Karren von Leuten spannen lassen, die die betrügerischen Geschäftsmodelle der Finanzkrise ermöglicht haben. Noch intakte Teile der Basis der Volksparteien CDU, CSU und SPD haben das längst begriffen. Es ist schon fünf nach Zwölf, auch für Frau Merkel. Für Peer Steinbrück und Jörg Asmussen ist es schon fünf vor Eins und die Geister(fahrer)stunde bald vorbei.

[update 27.11.2008] Dazu passend: Kommentar im Tagesspiegel: Ackermann und Steinbrück sind schuld

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