Zumwinkels Dementi

Es hätte kaum eine bessere Bestätigung der Machtkämpfe hinter den Kulissen geben können, als Klaus Zumwinkels Dementi: Er und Rene Obermann seien ein Herz und eine Seele.
Man muss sich die Situation auf der Zunge zergehen lassen. Seit Monaten sucht T-Systems nicht nur einen neuen Chef, sondern auch einen Partner für das Systemgeschäft der Groß- und Geschäftskunden. Für diese Kunden geht es nicht um eine x-beliebige Einkaufsentscheidung. T-Systems als IT-outsourcing Partner ist für hochsensible eigene Geschäftsprozesse und geschäftskritische Daten verantwortlich, die über das eigene Sein oder Nichtsein entscheiden können. Allein die öffentliche Bekanntgabe durch den Vorstand der Telekom, dass neue Partner gesucht werden (und noch nicht einmal gefunden werden) muss jeden T-Systems-Kunden unruhig schlafen lassen. Wer wird künftig für die eigenen sensiblen Unternehmensdaten geradestehen? Ist eine langjährige Verlässlichkeit noch gegeben? Oder muss mit dem Ausspähen der Daten durch die Konkurrenz gerechnet werden? IBM Deutschland frohlockt bereits über die Schlange stehenden T-Systems-Kunden, die dorthin wechseln wollen. Dümmer geht's nimmer.

In dieser Situation verschiebt Klaus Zumwinkel in seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Telekom AG die dringend benötigte Führungsentscheidung für T-Systems, denn die inzwischen unsinnige Partnersuche ist damit ja eng verknüpft! Denn je länger jeder potenzielle Partner wartet, desto billiger wird T-Systems, weil die Kunden inzwischen scharenweise davonlaufen. Dem FOCUS erzählt Dr. Z., es gebe eine großartige Zusammenarbeit mit Obermann, und alles seien nur dumme Gerüchte. Den - laut Presseberichten brillianten - Thomas Geitner habe er genausowenig wie andere Kandidaten gesprochen.  Und im übrigen habe die Personalentscheidung ja bis November Zeit.

Wer's glaubt, wird seelig. Der einfache Kaufmann Obermann und McKinsey Alumnus Doktor Zumwinkel sind nur eine zufällige Zweckgemeinschaft. Der machtbesessene Obermann soll die Drecksarbeit machen, dann werden die Karten alsbald neu gemischt. Zumwinkel ist intelligent genug, zu erkennen, dass Obermanns primitiver Klassenkampfkurs für die Telekom auf Dauer Gift ist. Dementi und Verschiebung zeigen an, wie tief das Zerwürfnis offenbar bereits ist. Vielleicht hat Zumwinkel inzwischen erkannt, dass die Telekom für den von IT- und Telekommunikationstechnik ahnungslosen, reinen Vertriebler Obermann eine Schuhnummer zu groß ist, und fühlt sich in der Rolle Handlanger des Bundesfinanzministeriums, das weiter vom eigentlichen Thema ablenken will, zunehmend unwohl.


Inhaltspezifische Aktionen